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1. Landeskunde des Großherzogtums Baden - S. 113

1914 - Heidelberg : Winter
Der Seekreis. 113 im Sommer aufgenommene Sonnenwärme länger als der Erdboden und gibt sie bei Nacht und im Herbst langsam wieder an die Luft ab. Daher sind die Sommernächte am See, wie der Herbst, sehr mild. Vom Februar an, wenn der See die aufgespeicherte Wärme abgegeben hat, nimmt seine Umgebung an den Klimaverhältnissen der Hochebene teil. Dann herrscht auch am See oft große Kälte. Aber schon im April macht sich der günstige Einfluß des Sees wieder geltend, indem er das Auf- treten der für die Obst- und Weinblüten so schädlichen Nachtfröste hindert. Diese Verhältnisse des Klimas erlauben an der Uferzone des Sees einen lohnenden Anbau von Getreide, Wein und Obst. In der Hochebene selbst gedeiht der Wein nicht mehr. 6. Die wirtschaftlichen Verhältnisse. a) Die Landwirtschaft. Das etwas feuchte, mäßig warme Klima und der durch Geschiebelehm fruchtbare Boden machen die Hochebene Zu einem vorzüglichen Getreideland („Kornkammer des badischen Oberlandes"), in dem alle Getreidearteu gedeihen. (Große Frucht- Märkte iu Uberlingen und Pfullendorf.) Der Anbau von Handels- pflanzen (etwas Hopfen, Reps und Flachs) ist unbedeutend. Dagegen wird Obst allenthalben gepflanzt (haltbare Apfelsorten). Große Bedeutung hat die Wieseupflege und der Anbau von Futterpflanzen zum Zwecke der Viehzucht. Nirgends in Baden steht die Zucht des Rindes in so hoher Blüte wie hier. Der durch seine Milch- ergiebigst wertvolle „Meßkircher Schlag" (eine Abart der Timmen- taler Rasse), der zugleich gute Zug- und Schlachttiere liefert, hat von hier aus weite Verbreitung gefunden^. Molkereiprodukte (besonders Butter) werden weithin in die größeren Städte versandt. Große Vieh- Märkte, die von weither besucht werden, werden in Meßkirch und Pfulleu- dorf abgehalten. Die höchste Fruchtbarkeit entfaltet der Saum des Sees. Die sonnigen Gehänge sind mit Weinbergen und Obsthainen bedeckt; wogende Ge- treidefelder überziehen die Hügel. Am See erreicht der Wein in ganz Deutschland seinen höchsten Standort 450 in ü. d. M. Den besten Wein (besonders roten) erzeugt Meersburg2. In günstigen Lagen am Ge- hänge (Bodanrück) und in den gegen Nordwinde geschützten, tiefen Tälern (Salemer Tal) gedeiht vorzügliches Tafelobst. Der Wald, der hauptsächlich auf deu weniger fruchtbaren Hügeln angelegt ist, nimmt nur etwa den 4. Teil der Fläche ein. In den sumpfigen Niederungen, besonders in den Tälern der Stok- kacher und Radolfzeller Aach, des Andelsbaches (bei Pfulleudorf) wird Torf gestochen, der neben dem Holz als Brennmaterial, neuerdings auch zur Papierfabrikation verwendet wird. 1 Auf Viehausstellungen erhielten Tiere dieses Schlages stets 1. Preise. Bilder prämierter Rinder findet man im Seekreis häufig als Schmuck der Zimmerwände. 2 Erklärung ans der sonnigen Lage des Gehänges (Südabhang). Von günstigem Einfluß ist auch die Oberfläche des nahen Sees, der die auffallenden Sonnenstrahlen wie ein Spiegel nach dem Gehänge zurückwirft. Mückle, Landeskunde d. Großherzogtnms Badens. g

2. Landeskunde des Großherzogtums Baden - S. 72

1914 - Heidelberg : Winter
72 Tie einzelnen Landschaften. 2. Die Höllentalbahn führt von Freiburg, der Dreisam folgend, durch das „Himmelreich" zum Hollental, steigt in diesem als Zahnrad- bahn mit starker Steigung hinauf zur Wasserscheide bei Hinterzarten und führt dann weiter am Titisee vorbei über Neustadt nach Donau- eschiugeu ^Taf. Iii]. 3. Die badische Schwarzwaldbahn, die von Offenburg nach Kon- stanz fährt, folgt auf der Strecke Offenburg—hausach dem Tal der Kinzig, biegt dann ins Gutachtal ein, in dessen malerischem oberen, von Hornberg an stärker ansteigenden Teil sie sich technisch in großartiger Anlage ans künstlich (durch weite Kurven) verlängertem Weg — indem sie bald iu ein Seitental einbiegt, dann durch ein Tunnel wieder ins Haupttal zurückkehrt, in diesem scheinbar rückwärts läuft, dann aber durch eine große Kehre wieder in die alte Richtung umbiegt — empor- windet zur Höhe der Baar bei St. Georgen. Von den 38 Tunneln, die sie auf dieser ihrer landschaftlich schönsten Strecke durchläuft, ist das längste das Sommerautunnel (1697 m lang, 832 m ü. d. M.) zwischen Gutach- und Brigachtal, durch dessen Anlage der Aufstieg zur vollen Paßhöhe zwischen beiden Tälern erspart wurde. In die Schwarzwald- bahn münden weiterhin die Höllen- und die Wutachtalbahn ein. Wo? [Siehe Taf. Ii und Iii.] In Hausach zweigt die württembergische Kinzigtalbahn ab, die über Wolsach und Schiltach nach Freudenstadt hinaufführt. b) Die wichtigsten Stichbahnen, die zum Teil Staats-, zum Teil Privatbahnen sind, führen in die meist industriell bedeutsamen Täler der Wiese, der Elz, der Schutter, der Reuch,- Acher und Mnrg. [Karte! Endstationen!] Die Murgtalbahn, die badischerseits in kunstvoller Anlage bis Forbach (?) führt, wird wohl in den nächsten Jahren zu einer Durchgangsbahn nach Freudenstadt ausgebaut werden. c) Das Stück Schweiz, das bei Basel diesseits des Rheins liegt, wird umgangen durch die strategische Bahn Säckingen—wehr—schopf- heim—lörrach—leopoldshöhe (L). Bei Leopoldshöhe beginnt eine elsässische Bahnlinie, die die Verbindung über den Rhein mit Mülhausen herstellt. 11. Die wichtigsten Orte. Das Oberrheintal war gegenüber der Rheinebene der Entwicklung einer größeren Stadt nicht günstig. Mit der Eisenbahn von Basel kommend, berühren wir zunächst das durch seine Rheinkraftwerke bekannte, durch die rasche Entwicklung seiner Industrie (Aluminiumwerk, Herstellung von Kalziumkarbid) in kurzer Zeit emporgeblühte Badisch Rheiufeldeu, und gelangen weiterhin nach dem alten Städtchen Säckingen, das durch Scheffels Dichtung „Der Trompeter von Säckingen" weltbekannt geworden ist. [Siehe Taf. Xi, 1.] Hier zweigt die strategische Linie Säckingen—schopfheim von der Hauptbahn ab. Die Städtchen

3. Landeskunde des Großherzogtums Baden - S. 45

1914 - Heidelberg : Winter
Die Rheinebene. 45 Die besten und großartigsten Hafeneinrichtungen hat Mannheim, das zwischen Neckar und Rhein mehrere Häfen besitzt, durch die es an der 4. Stelle unter deu deutschen Binnenhafenstädten steht. Auch Karlsruhe und Kehl wurden neuerdings mit Häfen versehen; um den Karlsruher- Hafen möglichst nahe an die Stadt heranzurücken, mußte vom Rhein her- ein Stichkanal gegraben werden, der sich am Ende in drei Becken gabelt. 16- Die wichtigsten Orte. Die Hauptorte der Rheinebene liegen an der badischen Hauptbahn. Steigen wir in dieselbe beim badischen Bahnhof in Basel ein, so fahren wir zunächst durch das Markgräflerland mit seinen reichen Rebgeländen, durchlaufen den Tunnel des weitvorspringenden Jsteiner Kalkklotzes und erreichen dann bald Müllheim, den 2. Hauptort des Markgräslerlandes (Weinhandel^; 4531 Einwohner). Eine kurze Nebenbahn führt von hier hinauf uach dem Badeort Badenweiler (heiße Quellen, Reste römischer Badanlagen, 785 Einwohner) am Fuß des steil emporragenden Blauen ^Tas. Vi, 1 ]. Kurz nachdem die weinreiche Vorbergzone des Markgräslerlandes ihr Ende erreicht, biegt die Hauptbahn in Freiburg ein, der „Perle des Breisgaus2." (Münster, Universität, Sitz des Erzbischoss. Bedeutender Handel; allerlei Gewerbe: Seidenindustrie, Möbel, Schneeschuhe, Musik- spielapparate u. a. 83 328 Einwohner) ^Tas. Vi, 2], Freiburg hat eine ausgezeichnete landschaftliche Lage am Fuße hoher lockender Schwarzwaldberge und am Eingang lieblicher Täler. Aus der dicht uuter dem Schloß- berg erbauten Altstadt erhebt sich eins der herrlichsten Bauwerke gotischer Baukunst, das Münster mit seinem 120 m hoch zum Himmelsblau aufragenden, kunstvoll ge- arbeiteten Turn?. In der Nähe ist der Wohnsitz des katholischen Kirchenfürsten am Ober- rhein, des Erzbischofs. In den engen sauberen Hauptstraßen mit ihrem lebhaften Ber- kehr stehen noch farbenprächtige alte Stadttore, an den alten Straßen und Plätzen noch manch schönes, altertümliches Gebäude (Rathaus, Kirchen, Gasthäuser) oder ein altertümlicher Brunnen oder ein Denkmal. Neuere prächtige Gebäude Freiburgs sind die Universität und das Theater. Die Universität wird von etwa 3000 Studenten besucht. Um die ältere Stadt zieht in einem Halbkreis das junge Freiburg, teils ein^Wohnviertel mit herrlichen Villen und Gärten, teils aber auch Industrie- gebiet. Ihrer schönen gesunden Lage wegen am Eingang in den schönsten Teil des Schwarzwaldes, auch wegen der Bequemlichkeiten des Lebens, die die Stadt bietet, ist sie ein beliebter Wohnplatz für Leute, die sich von ihrem Amt oder Beruf zurückgezogen haben (Pensionäre und Rentner). Nördlich von f^reibura liegt auf einem niederen Berg die Ruine abringen, Stammbnra des badischen Fürstenhauses. Die Linie Frei- burg-Colmar sührt nach dem Städtchen Alt-Breisach (3535 Einwohner), dessen ältester Teil, einst Festung, mit großer Kirche ans einem vulkanischen Bergkegel liegt. Nördlich von Freiburg berührt die Hauptbahn zunächst das freund- liche, einst markgräfliche Städtchen Emmendingen (Ramiespinnerei und -Weberei^, 8378 Einwohner; Irrenanstalt. Bei der Hocbbnra auf dem niederen Hachberg laudw. Musterschule), nachher Kenzingen (Zigarren- ^Hebels Gedicht: ,,Z' Müllen an der Post". ^ Hebel sagt: ,,Z' Friburg in der Stadt Sufer isch's uuu glatt." m ,, '3 ^nzige in Deutschland. Die Ramiefaser kommt von einer chinesischen Nesselart.

4. Landeskunde des Großherzogtums Baden - S. 49

1914 - Heidelberg : Winter
Die Rheinebene. — Der Schwarzwald 49 ist umschlossen von Neu-Mannheim, das im N und S großartige Fabrikanlagen auf- weist, die zum Teil an den Hafen angebaut sind, während die Oststadt sich zu eiuem vornehmen Villenviertel (Blick auf die Kette der Odenwaldgebirge I Reine Luft bei Ost- wind!) mit prächtigen Zierplätzen und Parkanlagen entwickelt hat. Hier steht nahe der Ringstraße der „Rasengarten", die schönste Festhalle Deutschlands. Für den Verkehr'werden Neckar siud mehrere Brücken erbaut. Über den Rhein führt nur eine Brücke, die gewaltigste und schönste in uuserm Land. Nahe bei Mannheim liegen an der Rheinbahn Sckwetnngen (Spargelmärkte, Konservenfabrik. 7876 Einwohner), berühmt durch den herrlichensmoßg arten (Wasserkünste. Bildbauerwerke, Moschee), und Horte nh e nn (Zigarrenindustrie. 7094 Einwohner). 2. Der Schwarzwald. Abb. 14. Schwarzwaldtal. 1. Name, Grenzen und Ausdehnung. Seinen Namen hat der Schwarzwald von den dunkeln Tannen- Waldungen, die den größten Teil seiner Oberfläche bedecken und die ihm ein düsteres Aussehen geben. Ringsum wird er von niedrigeren Landschaften umgeben. Mauer- artig steil fällt er im W zur tiefgelegenen Rheinebene ab. Auch im 8 ist sein Abfall noch ziemlich schroff. ^Taf. Xi]. Hier wird er durch den Rhein, im So durch die untere Wutach vom Jura getrennt. Im 0 dacht er sich allmählich gegen die Baar und das Schwäbische Stufen- land [Abb. 36] im N zum Kraichgau ab. Dahin bildet die Linie Pforz- heim—ettlingen die ungefähre Grenze. Mückle, Landeskunde d. Großherzogtums Baden. 4

5. Quellenbuch zur badischen Geschichte seit dem Ausgang des Mittelalters - S. 101

1913 - Karlsruhe [u.a.] : Gutsch
— 101 — des ganzen Reichs sich zugetragenen Ereignisse haben auch diese letzte Hoffnung vernichtet und die gänzliche Unzulänglichkeit der bisherigen Verfassung aufs neue außer allen Zweifel gesetzt. Bei dem Drange dieser wichtigen Betrachtungen haben die Souverains und Fürsten des mittäglichen und westlichen Deutschlands sich bewogen gefunden, einen neuen und den Zeitumständen angemessenen Bund zu schließen. Indem sie sich durch gegenwärtige Erklärung ihrer bisherigen Verbindung mit dem teutschen Reichskörper lossagen, befolgen sie bloß das durch frühere Vorgänge und selbst durch Erklärungen der mächtigen Reichsstände ausgestellte System. Sie hätten zwar den leeren Schein einer erloschenen Verfassung beibehalten können, allein siehabenim Gegentheileihrer Würde und der Reinheit ihrer Zwecke angemessener geglaubt, eine offene und freie Erklärung ihres Entschlusses und der Beweggründe, durch welche sie geleitet worden sind, a b g e g e b en. Vergeblich aber würden sie sich geschmeichelt haben, den gewünschten Endzweck zu erreichen, wenn sie sich nicht zugleich eines mächtigen Schutzes versichert hätten, wozu sich nunmehr der nämliche Monarch, dessen Absichten sich stets mit dem wahren Interesse Deutschlands übereinstimmend gezeigt haben, verbindet. Eine so mächtige Garantie ist in doppelter Hinsicht beruhigend. Sie gewährt die Versicherung, daß Se. Maj. der Kaiser von Frankreich Allerhöchstdero Ruhms halber ebensosehr, als wegen des eigenen Interesses des französischen Kaiser-staates, die Aufrechterhaltung der neuen Ordnung der Dinge in Teutschland und die Befestigung der innern und äußern Ruhe sich angelegen sehn lassen werden. Daß diese kostbare Ruhe der Hauptzweck des rheinischen Bundes ist, davon finden die bisherigen Reichsmitstände der Souverains, in deren Namen die gegenwärtige Erklärung geschieht, den deutlichen Beweis darin, daß jedem unter ihnen, dessen Lage ihm eine Teilnahme daran erwünschlich machev kann, der Beitritt zu demselben offen gelassen ist.

6. Quellenbuch zur badischen Geschichte seit dem Ausgang des Mittelalters - S. 67

1913 - Karlsruhe [u.a.] : Gutsch
— 67 — gefallen und Unsere besondere Zufriedenheit eigens zu erkennen zu geben nicht unterlassen wollen ... 65. Karl Friedrich über die politische Lage. (Sept. 1794.) (Polit. Korrespondenz Karl Friedrichs. Bd. Ii, 177.) Das Vaterland ist in Gefahr! Der Feind hat die teutschen Kränzen überschritten, er betrohet die Festungen Mannheim und Mainz, Trier und Eoblenz sind es desgleichen; sind diese Orte einst in seinen Händen, so stehet ihm das Innere von Teutschland osen. Die Coburgische Armee zihet sich vielleicht bis an den Nieder-Rhein zurück, wird ihn vielleicht passieren. Was ist zu thun? Friede zu machen? Nein! Den sonst würde der Rhein die Kränze werden, und dann spielen die Franzosen den Meister in Teutschland, indem ihnen das Innere unseres Vaterlandes alsdann offen stehet. Es müssen also alle physische und moralische Kräften aufgebotten werden, um dem Unheil Einhalt zu thun. Ich schlage vor, die Fürsten Teutschlands sollen sich unter einander enger verbinden, um auserdem, waß sie vermöge Ihres Reichsverbandes zu thun schuldig sind, alle äußersten Kräfte aufzubieten und zweckmäfig zu verwenden. Da aber bey einigen Ständen noch nicht geschehen ist, waß die Reichsschlüsse mit sich bringen, so wäre dieses ohngesäumet zu stände zu bringen. Männer von Kopf und Herz wären einzuladen, sich einem solchen Bündnis anzuschließen, um mit Rath und That mitzu-würken. Eines jeden politische Existenz hängt von dem guten Erfolg ab. 66. Bericht eines Augenzeugen über das Treffen bei Handschuhsheim, 24. September 1795. (Polit. Korrespondenz Karl Friedrichs. Bd. Ii, 388.) Nachdem zwar diese Nacht über die Franzosen sich des Orts Schriesheim und einiger näher gelegenen Ortschaften bemustert, inzwischen aber die Kaiserlichen eine beträchtliche Verstärkung erhalten hatten, ist gegen 8 Uhr diesen Morgen zwischen den beiden Orten Wieblingen und dem V2 Stunde von hier ent-

7. Quellenbuch zur badischen Geschichte seit dem Ausgang des Mittelalters - S. 109

1913 - Karlsruhe [u.a.] : Gutsch
— 109 — Mandant selber ermahnen mußte, statt des vergeblichen Klagens und Bittens, die kurze Frist zu benutzen, und ihr Bestes noch geschwind auf die Seite zu schaffen. Die fürchterliche Stunde schlug, die Trommel wirbelte ins Klagegeschrei der Unglücklichen. Durch das Getümmel der Flüchtenden und Fliehenden und Verzweifelten eilten die Soldaten auf ihren Sammelplatz. Da trat der brave Kommandant von Hersfeld vor die Reihen seiner badischen Jäger, stellte ihnen zuerst das traurige Schicksal der Einwohner lebhaft vor die Augen und sagte hierauf: „Soldaten! die Erlaubniß zu plündern fängt jetzt an. Wer dazu Lust hat, der trete heraus aus dem Glied." So sprach der Kommandant. Aber kein Mann trat aus dem Glied. Nicht einer! Der Aufruf wurde wiederholt. Kein Fuß bewegte steh; und wollte der Kommandant geplündert haben, so hätte er selber müssen gehen. Aber es war niemand lieber als ihm, daß die Sache so ablief. Als die Bürger das erfuhren, war es ihnen zu Muthe, wie einem, der aus einem schweren Traum erwacht. Sie schickten sogleich eine Gesandtschaft an den Kommandanten, ließen ihm für die Milde und Großmuth danken und boten ihm aus Dankbarkeit ein großes Geschenk an. Aber der Kommandant schlug dasselbe ab und sagte, er lasse sich keine gute That mit Geld bezahlen. „Nur zum Andenken von Euch", setzte er hinzu, „erbitte ich mir eine silberne Münze, auf welcher die Stadt Hersfeld vorgestellt ist und der heutige Auftritt. Dies soll das Geschenk sein, welches ich meiner künftigen Gattin aus dem Krieg mitbringen will." Dies ist geschehen im Februar des Jahres 1807. (Der Kommandant der badischen Jäger war Oberstleutnant Lingg, der später unter dem Namen Lingg von Linggenfeld in den Freiherrnstand des Großherzogtums erhoben wurde.) 97. Karl Friedrichs Gedanken über Staat und Fürstenberuf. (Obser: Aus Karl Friedrichs hinterlassenen Papieren. Zeitschrift f. Gesch. d. Oberrheins. Bd. 26. 1911. S. 448 ff.) a) Zusammenwirken aller zum Besten des Ganzen. Je mehr ich nachdenke, welches die sichersten Mittel seien, einen Staat blühend zu machen, je mehr werde ich in der Mei-

8. Quellenbuch zur badischen Geschichte seit dem Ausgang des Mittelalters - S. 58

1913 - Karlsruhe [u.a.] : Gutsch
— 58 — monisch-geschäftige Eifer, ist einer von den großen Gegenständen, auf welche des Herrn Markgrafen H. D. ihr Augenmerk richten. Um denselben im Lande recht rege zu machen, wird auf Ihren Befehl der Plan der errichteten Societät dem ganzen Lande bor Augen gelegt. Es wirb Ihnen zum Wohlgefallen gereichen, wann Ihre Oberbeamte, alle geist- und weltliche Diener, alle Unterthanen, an den gemeinnützigen Absichten thätigen Antheil nehmen werben. Die Gesellschaft wirb 1. Die unterirbifchen Lanbesprobukte untersuchen; 2. Mit Landwirtschaft nach allen Theilen sich beschäftigen; 3. Die Mechanik, Hybrostatik, Hybraulik und Baukunst ins Augenmerk einschließen, so wie 4. Die Hanbwerker und Künste, Fabriken und Manufakturen; 5. Wirb sie den Zustanb der Hanblung des Laubes nach feinen Vorteilen und Mängeln erkennen, die Ursachen und Befferungsmittel ausfinbig zu machen suchen; enblich 6. Die Maximen der Polizei durch das Besondere des Landes bestimmen. Dazu aber muß sie durch Patrioten besfelben unterstützt werben. Daher in jebem Oberamt erwählte Correfponbenten zur Gesellschaft. Dieselbe ist legitimirt, ihre Erfahrungen, Versuche, Vorschläge und Urtheile über eingelaufene Schriften, dem Regenten selbst bor Augen zu legen und auf die Ausführung des Nützlichen einen Antrag zu machen." • , (Die Sitzungen der Gesellschaft fanden im Schlosse zu Karlsruhe statt unter dem Vorsitz des Markgrafen. Sie bestand aber nur ein Jahr, hierauf „gingen die Deliberationsobjekte zu den Kollegien über".) 57. Abschaffung der Folter durch Markgraf Karl Friedrich von Baden, 9. September 1767. (Drais: Geschichte der Regierung und Bildung von Baden unter Karl Friedrich. Beilagen, S. 21.) Nachdem wir die Folgen des in peinlichen Fällen öfters borkommenden Mittels der Tortur mehrmals in Überlegung gezogen, und dabei sowohl einerseits die Unzuberlässigkeit dieses Beweismittels, durch welches selbst ein Unschuldiger zu einem,

9. Quellenbuch zur badischen Geschichte seit dem Ausgang des Mittelalters - S. 65

1913 - Karlsruhe [u.a.] : Gutsch
— 65 — Überfall nicht mehr zu besorgen hat, oder dagegen hinlänglich gesichert ist. Iii. Die eigentliche Bestimmung dieser Truppen bestehet barm, daß sie die Communication hinter dem Rücken derer agirenden Armeen, ferner die Lazarethe, Magazine, Festungen und dergleichen decken, und sie genießen in Garnisonen ebendiejenigen Vortheile und Emolumente, welche die in solchen Plätzen garni-sonirenden Truppen gewöhnlich zu genießen haben. Würden aber des Herrn Herzogen von Braunschweig Hochs. Durchl. von diesem Truppencorps auch im Feld Gebrauch zu machen gedenken, so werden des Herrn Marggrafen zu Baden Hochs. Durchl. auf zeitiges Ersuchen dasselbe zu solchem Ende mit der nöthigen Feldartillerie sammt Munition und Artillerie-pferden, desgleichen mit Zelten, Fuhrwesen und sonstigen Feld-g er äth sch asten versehen lassen und von sothanem Gebrauch nur den Fall auszunehmen, der im vorhergehenden Artikel ausgedrückt ist und die nothwendige Beschützung deren eigenen Lande zum Gegenstände hat. Iv. Des Herrn Marggrafen Hochs. Durchl. werden diese Truppen auf Ihre Kosten unterhalten. Die beiden kriegführenden Mächte setzen dahero voraus, daß sie mit allen an sie Mrecte gerichteten Entschädigungsanträgen verschont bleiben; — dahingegen. V. Versprechen und verbinden sich beede allerhöchste Höfe aufs feierlichste, sich nachdrucksamst verwenden zu wollen, daß dem hochf. Hause Baden auf Unkosten der Krone Frankreich nicht nur der völlige Ersatz der Unterhaltungskosten dieser Truppen, mit Einschluß solcher, die ihre Mobilmachung erfordert hat, sondern auch die Restitution derer durch die Schlüsse der französischen Nationalversammlung im Elsaß und Lothringen verlorenen Rechte und Renten und eine vollständige Entschädigung für die seither entzogenen Gefälle sowohl, als für alle andern durch die französische Revolution veranlaßten Kosten und Schaden verschafft werde. 5

10. Quellenbuch zur badischen Geschichte seit dem Ausgang des Mittelalters - S. 68

1913 - Karlsruhe [u.a.] : Gutsch
— 68 — legenen Ort Handschuchsheim, welch letzteres zum Theil schon von Franzosen besetzt war, ein entscheidendes Treffen vorgefallen, das sich dann diesen Nachmittag 1 Uhr mit einem com-pleten Sieg für die österreichische Armee geendigt hat. Die Action ward über 2 Stunden mit der äußersten Hartnäckigkeit geführt, und kein Theil war schlechterdings zum Weichen zu bringen, bis endlich die Franzosen in und hinter dem Orte Handschuchsheim überflügelt wurden, und einige näher gebrachte Kanonen, mit außerordentlichem Erfolg gebraucht, zum Vortheil der Österreicher entschieden. Letztere bekamen den französischen Divisionscommandanten Generalleutnant D e -f o ur, welcher blessiert ward, gefangen, eroberten 7—8 Kanonen, zersprengten die französische Armee vollständig, welche nach der Aussage des Generals Defour selbst über 4000 Mann verlor, die theils auf dem Platze geblieben, theils in den Neckar gesprengt wurden und dort ertranken und theils zu Gefangenen gemacht wurden. Jamais de ma vie, war Defours Ausdruck, j’ai vu faire ce qui a ete fait aujourd’hui. Mon Dieu! quel jour mal-heureux j’ai eu aujourd’hui! toute notre armee est dispersee et je perds plus de 4000 hommes. La victoire des Autri-chiens est complete. Auch zwischen Schwetzingen und Wieblingen, wo vorzüglich nur ein lebhaftes Kanonenfeuer unterhalten ward, haben sich die Franzosen . . . zurückgezogen. 67. Die Besetzung der Stadt Karlsruhe durch die Franzosen. Ettlingen, 17. Juli 1796. (Polit. Korrespondenz Karl Friedrichs. Bd. Ii, 403 f.) E. Hfl. Dchl. berichten Wir unterthänigst bei der ersten Gelegenheit, . . . daß am Ilten curr. gegen Abend die französischen Truppen von der hiesigen Stadt und zwar in Gemäßheit einer vorangegangenen wohlthätigen Convention mit den k. k. Arriereposten ohne Gefecht Besitz genommen, jedoch in dieser ersten Nacht außer denen innerhalb ausgestellten Posten sich außerhalb der Stadt gelagert und erst den 12ten curr. ohngefähr 300 Mann stark nebst einiger Cavallerie dahier eingezogen sind.
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